Punkt und Ebene

Punkt auf der Ebene

Mit der folgenden Ebenengleichung erreichen wir alle Punkte Q auf der Ebene E. Dazu haben wir zwei «Stellschrauben», die beiden Parameter \lambda_1 und \lambda_2, die sämtliche Werte annehmen können:

    \[ \overrightarrow{OQ} \;\; = \;\; \overrightarrow{OA} \; + \; \lambda_1 \cdot \vec{a_1} \; + \; \lambda_2 \cdot \vec{a_2}\]

Jetzt möchten wir aber wissen, ob ein ganz bestimmter Punkt P(P_x,P_y) auf der Ebene E ist, oder nicht. Wir nehmen seinen Ortsvektor und setzen ihn mit der Ebenengleichung gleich. Danach lösen wir die Gleichung für \lambda_1 und \lambda_2:

    \[ \overrightarrow{OA} \; + \; \lambda_1 \cdot \vec{a_1} \; + \; \lambda_2 \cdot \vec{a_2} \; \stackrel{!}{=} \; \overrightarrow{OP} \quad \rightarrow \quad (\lambda_1,\lambda_2) \]

Mit diesen beiden Parameterwerten erreichen wir den Punkt P.

Gehört ein Punkt P zur Ebene E, gibt es eine ganz bestimmte Einstellung der beiden Parameter \lambda_1 und \lambda_2, die mit der Ebenengleichung zum Punkt P führt:

    \[ \overrightarrow{OA} \; + \; \lambda_1 \cdot \vec{a_1} \; + \; \lambda_2 \cdot \vec{a_2} \; \stackrel{!}{=} \; \overrightarrow{OP} \]

Diese Vektorgleichung ist ein Gleichungssystem von 3 Gleichungen mit 2 Unbekannten (\lambda_1 und \lambda_2). Es ist überbestimmt, d.h. zwei Gleichungen reichen für die Bestimmung der Lösung (\lambda_1, \lambda_2).

    \[ \begin{cases} \begin{array}{cc} a_{1,x} \;\lambda_1 + a_{2,x} \;\lambda_2 = OP_x - OA_x \\ a_{1,y} \;\lambda_1 + a_{2,y} \;\lambda_2 = OP_y - OA_y \\ a_{1,z} \;\lambda_1 + a_{2,z} \;\lambda_2 = OP_z - OA_z \end{array} \end{cases} \]

Anschliessend wird die Erfüllung der dritten Gleichung durch die gefundene Lösung (\lambda_1, \lambda_2) überprüft:

  • Erfüllen (\lambda_1, \lambda_2) die dritte Gleichung ist P \in E
  • Ist die dritte Gleichung durch (\lambda_1, \lambda_2) nicht erfüllt, gilt P \notin E.

Abstand zwischen Punkt und Ebene

Ist der Punkt P nicht in der Ebene E, so hat er einen bestimmten Abstand d zur Ebene E, den wir berechnen können. Wir schauen uns dazu die beiden Punkte A \in E, P \notin E und die Ebene E von der Seite an:

Obwohl es sich um eine räumliche Geschichte handelt, können wir die beiden Punkte A und P in unsere Zeichenebene legen. Zuerst legen wir P in unsere Zeichenebene. Dann legen wir den Normalvektor \vec{n} der Ebene ebenfalls in unsere Zeichenebene. Schliesslich drehen wir um die Achse (in Richtung von \vec{n}), bis nun auch der Punkt A in unserer Zeichenebene liegt.

Wenn P und A in der Zeichenebene liegen, dann auch ihr Verbindungsvektor \overrightarrow{AP}=\overrightarrow{OP}-\overrightarrow{OA}. Beachte, dass der Ursprung nicht unbedingt in der Zeichenebene sein muss.

Nun berechnen wir den Abstand d und schauen uns dazu das rechtwinklige Dreieck mit dem Winkel \alpha an. Wir können die trigonometrische Beziehung zwischen d und der Hypotenuse aufstellen:

    \[ \cos(\alpha) = \frac{d}{\Big|\overrightarrow{AP}\Big|} \]

Für den Kosinus von \alpha können wir die Beziehung aus dem Skalarprodukt von \vec{n} und \overrightarrow{AP} benutzen. Er ist ja der Zwischenwinkel, zwischen den beiden Vektoren:

    \[ \cos(\alpha) \;\; = \;\; \frac{\vec{n} \cdot \overrightarrow{AP}}{\big| \vec{n} \big| \cdot \Big|\overrightarrow{AP}\Big|} \]

Wir setzen beides gleich und erhalten eine Gleichung, in welcher wir den einen Betrag weg kürzen können:

    \[ \frac{d}{\cancel{\Big|\overrightarrow{AP}\Big|}} \;\; = \;\; \frac{\Big|\vec{n} \cdot \overrightarrow{AP}\Big|}{\big| \vec{n} \big| \cdot \cancel{\Big|\overrightarrow{AP}\Big|}} \]

Damit haben wir einen Ausdruck für den Abstand d gefunden. Da das Skalarprodukt im Zähler auch negative Werte erzeugen kann, ein negativer Abstand aber keinen Sinn machen würde, haben wir das Skalarprodukt zwischen zwei Betragsstriche gesetzt. 

Der Abstand d eines Punktes P von einer Ebene E (mit Normalvektor \vec{n}) kann berechnet werden, wenn ein Punkt der Ebene A \in E bekannt ist:

    \[ d \;\; = \;\; \frac{\Big|\vec{n} \cdot \overrightarrow{AP}\Big|}{\big| \vec{n} \big|} \]

Beispiel

Finde heraus, welcher der beiden Punkte S(2,0,-1) und T(0,3,6) Teil der Ebene E ist und welchen Abstand der andere Punkt von der Ebene hat.

    \[ E \colon \;\; \begin{pmatrix} x \\ y \\ z \end{pmatrix} \; = \; \begin{pmatrix} 0 \\ 1 \\ 0 \end{pmatrix} + \lambda_1 \cdot \begin{pmatrix} 2 \\ 0 \\ 1 \end{pmatrix} + \lambda_2 \cdot \begin{pmatrix} 0 \\ 1 \\ 2 \end{pmatrix} \]


Wir setzen die Koordinaten von S in die Gleichung der Ebene ein und schauen, ob wir ein bestimmtes Paar \lambda_1 und \lambda_2 finden, das zum Punkt S(2,0,-1) auf E führt.

    \[ \begin{pmatrix} 0 \\ 1 \\ 0 \end{pmatrix} + \lambda_1 \cdot \begin{pmatrix} 2 \\ 0 \\ 1 \end{pmatrix} + \lambda_2 \cdot \begin{pmatrix} 0 \\ 1 \\ 2 \end{pmatrix} \;\; \stackrel{!}{=} \;\; \begin{pmatrix} 2 \\ 0 \\ -1 \end{pmatrix} \]

Wir erhalten das folgende Gleichungssystem:

    \[ \begin{cases} \begin{array}{cc} 0 + 2 \;\lambda_1 + 0 \;\lambda_2 = 2 \\ 1 + 0 \;\lambda_1 + 1 \;\lambda_2 = 0 \\ 0 + 1 \;\lambda_1 + 2 \;\lambda_2 = -1 \end{array} \end{cases} \]

Etwas aufgeräumt erkennen wir schon viel mehr:

    \[ \begin{cases} \begin{array}{cc} 2 \;\lambda_1 = 2 \\ 1 + \lambda_2 = 0 \\  \lambda_1 + 2 \;\lambda_2 = -1 \end{array} \end{cases} \]

Aus der ersten Gleichung erhalten wir \lambda_1 = 1 und aus der zweiten Gleichung \lambda_2=-1. Dann schauen wir, ob die dritte Gleichung mit dieser Lösung einverstanden ist:

    \[ \lambda_1+2\lambda_2=1+2 \cdot (-1)=-1 \]

Die dritte Gleichung ist erfüllt, d.h. S \in E.

Für den zweiten Punkt T wissen wir aus der Aufgabenstellung, dass er nicht in E ist, wenn S schon Teil der Ebene ist, d.h. wir versuchen gar nicht das Gleichungssystem zu lösen, sondern gehen gleich zur Berechnung des Abstands über. Dazu brauchen wir einen Normalvektor \vec{n} zu E. Den erhalten wir natürlich, indem wir die beiden die Ebene aufspannenden Vektoren a_1 und a_2 mit einem Vektorprodukt kombinieren. Beachte, dass die Länge von \vec{n} nicht relevant ist, da die Formel den Einheitsvektor von \vec{n} benutzt (Vektor mit gleicher Richtung, aber Länge 1):

    \[ \frac{\vec{n}}{\big|\vec{n}\big|} \]

    \[ \vec{n} = \vec{a_1} \times \vec{a_2} = \begin{pmatrix} 2 \\ 0 \\ 1 \end{pmatrix} \times \begin{pmatrix} 0 \\ 1 \\ 2 \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} -1 \\ -4 \\ 2 \end{pmatrix} \]

Dann brauchen wir noch die Länge von \vec{n}:

    \[ \big| \vec{n} \big| = \sqrt{(-1)^2+(-4)^2+2^2} = \sqrt{1+16+4} = \sqrt{21} \]

Jetzt schauen wir unsere hergeleitete Formel für den Abstand d an. Wir brauchen den Verbindungsvektor zwischen dem Punkt T und dem Punkt A auf der Ebene:

    \[ \overrightarrow{OT} = \begin{pmatrix} 0 \\ 3 \\ 6 \end{pmatrix}, \quad \overrightarrow{OA} = \begin{pmatrix} 0 \\ 1 \\ 0 \end{pmatrix} \]

    \[ \overrightarrow{OT} - \overrightarrow{OA} = \begin{pmatrix} 0-0 \\ 3-1 \\ 6-0 \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} 0 \\ 2 \\ 6 \end{pmatrix} \]

Damit haben wir alles, was wir brauchen:

    \[ d = \frac{\vec{n}}{\big| \vec{n} \big|} \cdot \Big(\overrightarrow{OT}-\overrightarrow{OA}\Big) = \frac{1}{\sqrt{21}} \cdot \begin{pmatrix} -1 \\ -4 \\ 2 \end{pmatrix} \cdot \begin{pmatrix} 0 \\ 2 \\ 6 \end{pmatrix} \]

    \[ d = \frac{1}{\sqrt{21}} \cdot \Big( (-1) \cdot 0 + (-4) \cdot 2 + 2 \cdot 6 \Big) = \frac{4}{\sqrt{21}} \approx \underline{0.873} \]

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